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Der Morbus Crohn lebt mit mir!

Akzeptanz von Morbus Crohn

02. September 2022

Die Akzeptanz von Morbus Crohn hat viele unterschiedliche Aspekte. Man selbst muss die Tatsache akzeptieren, dass man Morbus Crohn - eine unheilbare chronische Darmentzündung - hat. Je nach Alter der Diagnose und Intensität der Krankheit, müssen deine Eltern die neuen "Umstände" lernen und akzeptieren. Deine Freunde müssen evtl. Rücksicht auf dich nehmen und es akzeptieren, dass du nicht unbedingt alles machen kannst. In einem Sportverein oder in der Feuerwehr müssen die Teamkameraden/innen akzeptieren, dass man die sonst vielleicht üblichen Geflogenheiten nicht mitmacht. Die Lehrer, Dozenten oder Arbeitgeber müssen akzeptieren, dass man mal schlechte Tage hat, wo man nicht zu 100% fit oder sogar häufiger oder länger krank ist.
All das sind Eventualitäten, wo Akzeptanz gefordert sein kann. Wenn man das Glück hat und quasi so fit ist, dass niemand etwas merkt oder man null Einschränkungen hat, dann braucht man sich wenig Gedanken darüber machen. Wenn man allerdings nicht so fit ist oder man für sich bestimmte Entscheidungen getroffen hat, dann muss man sich evtl. rechtfertigen oder vielleicht erklären warum man so jetzt handelt und auf die Akzeptanz der Anderen "hoffen". Das hört sich jetzt negativ an, aber genau das kann es auch sein. Darauf muss man sich auch einstellen. Vielleicht will man aber auch keine Akzeptanz haben, da hier Mitleid, Rücksichtsnahem o.ä. nicht gewollt ist.
Ich finde es kommt darauf an wie offen man mit dem Thema Krankheit umgeht und welche Erfahrungen man dabei gemacht hat (siehe auch den letzten Beitrag Erfahrungen mit Morbus Crohn). Es kommt mit Sicherheit auch auf das eigene Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen an. Das Ganze kann einen auch so unter Stress oder Druck setzen, dass es sch generell negativ auf die Krankheit auswirkt - nicht umsonst ist auch die Psychotherapie ein möglicher Teil der Gesamtbehandlung von Morbus Crohn oder generell CED. Klar, es gibt auch viele weitere Aspekte, wie Angstzustände, Schlafproblem, Probleme generell mit dem Umgang (auch der Akzeptanz eine Krankheit zu haben) uvm. (siehe auch Morbus Crohn: Schamgefühle prägen den Alltag (Stand: 21.08.2022)). Man sollte sich nicht zu schade dafür sein - hast du z.B. niemanden mit dem du dich austauschen, frei reden oder deine Probleme teilen kannst, ist professionelle Hilfe - besser Unterstützung - mit Sicherheit eine sinnvolle Ergänzung zu Gesamt-Therapie. Hier sind auch auf jeden Fall entsprechende Selbst-Hilfe-Gruppen zu nennen (siehe auch DCCV - Erfahrung & Austausch und DCCV - Beratung & Unterstützung, Aufklärung & Information)!

Wie war es bei mir?

Ich bin eigentlich immer sehr offen mit meiner Krankheit umgegangen. Je älter ich bin, desto offener habe ich das angesprochen - klar, je älter ich bin, desto gefestigter bin ich und desto mehr selbstvertrauen habe ich. Trotzdem habe ich bewusst das Wort "eigentlich" geschrieben. Denn es gibt Situationen, wo ich es nicht direkt sage und auch - denke ich zumindest jetzt - nie sagen würde. Beispiele:

  • Ich kenne eine Person nicht.
  • Ich will es einfach nicht dieser Person sagen.
  • Direkt in einem Bewerbungsgespräch - erst Leistung zeigen, dann ist es sowieso egal.
  • Wenn die Offenlegung dazu führt, dass ich irgendwelche Vorteile oder Bevorzugungen bekäme.
  • [...]

Wenn ich es erzählt habe, war mir der Moment wichtig - klar häufig ist es bei mir die Frage "warum trinkst du nichts (Alkohol)" worauf ich dann immer sehr gerne erkläre, dass ich keinen Alkohol (nur in ganz seltenen und besonderen Momenten (z.B. eine Sekt bei einer Hochzeit)) trinke. Das ist auch tatsächlich der häufigste Moment, wodurch es bei mir Thema wurde bzw. wirklich aufgefallen ist. Das war so bei der Feuerwehr und beim Sportverein, z.T. auch in der Schulzeit oder bei Arbeitskollegen. Da war es sogar so, dass ich extra zur Abi-Feier einen Kasten alkoholfreien Bier gekauft bekommen hatte :-) Bei Feuerwehr und Sportverein gab es bei den "üblichen" Kisten auch immer ein alkoholfreies Bier für mich - Danke an alle, die immer an mich gedacht haben und sich überwunden haben so etwas in die Hand zu nehmen ;-)

Im Kontext Beruf ist es sicherlich nochmal etwas spezielles. Auf der einen Seite will man keine Bevorzugungen erhalten - andererseits braucht man ggf. mal genau diese bzgl. dem Verständnis für Fehlzeiten.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Ehrlichkeit und offenes Ansprechen - nicht direkt, sondern nach einer Zeit des Kennenlernens und dem gegenseitigen Vertrauen - der für mich ideale Weg ist. Allerdings finde ich - auch da ich selbst FÜhrungskraft bin - sollte man es nicht zu spät machen. Ich finde spätestens, wenn man merkt der Krankheitsverlauf beginnt schlechter zu werden (z.B. es bahnt sich ein Schub), sollte man anfangen mindestens mit dem Vorgesetzten ins Gespräch zu gehen (ACHTUNG: Du musst deine Krankheit niemanden mitteilen!). Das ist aber nur meine persönliche Meinung und mein Umgang mit meinem Morbus Crohn.

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